Eine Politfiction von Dieter Braeg

Allen  bekannt ist die Politgruppe, die sich »Ampelkoalition« nennt und mit ihrem genialen FührerinnenFührern das geistige und politische  Leerformelrhetorikniveau der Bundeshauptstadt— ach, leider nur so kurze Zeit— bestimmte.
Allen bekannt, wie ihre Ideen über den Jahrtausende alten Irrtum der Einehe, über das Recht der tagelangen Berauschung, an allem, was in die Sinne oder den Magen eindringt und Kapitalismus repariert, sowie das mangelhafte Ethos der Höchstgeschwindigkeitsbeschränkung.
Es ist aber auch bekannt, wie die mit Spannung erwarteten Veröffentlichungen
der ROTGRÜNGELBEN Verblichenen plötzlich — wie mit der Papierschere abgeschnitten — ausblieben.

Die ROTGRÜNGELBEN waren unversehens verschwunden, selbst ihre MitarbeiterinnenMitarbeiter wussten nicht wohin.
Man wartete - wartete  - ROTGELBGRÜN war und blieb verschollen. Nur ihre Lehre lebte, gewann von Tag zu Tag Anhänger und sicherte ihrem Namen die verdiente Unsterblichkeit.
Unerwartet, wie eine Regierungserklärung, traf uns die erschütternde Nachricht
vom freiwilligen Hinscheiden der Allverehrten deren unwirksame WahlVERsprechrhetorik unerreichbar bleiben wird. Im abgelegenen Sanatorium des Professor Södermayer hatten sie ihre Atem­funktion mit Stricken  und  schmiedeeisernen Kleiderhaken in einem für sie weiteren Dasein ungünstigen  Kausalzusammenhang gebracht.
Dem Unterzeichneten wurde die Ehre, die sterblichen Überreste von ROTGELBGRÜN in
seine Vaterstadt zu überführen und ihre Beisetzung in die Politversagergruft zu leiten. Er
hält es für seine Pflicht, die Mitteilung des Professors Södermayer über die letzten Tage der großen Toten der breitesten Öffentlich­keit zugängig zu machen.
ROTGELBGRÜN hatten bei ihrem Ein­treffen im Sanatorium dem berühmten Darmspezialisten etwa folgendes mitgeteilt:
Ihre Berufung zur Politik hatten ROTGELBGRÜN— nachdem sie alle seltsamer Weise neun Jahre lang
Friseurgehilfinnen und Gehilfen gewesen waren— nach der letzten Bundestagswahl gespürt. Sie empfanden damals eine seltsame Veränderung in ihren Organismen, die ihnen zwar manche körperlichen Beschwerden verursachte, wie häufige Übel­keit, Appetitlosigkeit abwechselnd mit Heiß­hunger, Schwindelgefühle, starkes Mitteilungsbedürfnis anderseits aber ihren Geist kräftig-mächtig zum Aufblühen brachte. Wie im Taumel schufen sie Pressekonferenzen auf Pressekonferenzen.
ROTGELBGRÜNs Stärke war die von ihren Medienberaterinnen und Beratern erfundene dionysische Stammelprosa.
Ihre Produktion wuchs ins Riesenhafte. Immer peinlicher aber wurde das Pendel­spiel zwischen geistiger Hochgestimmtheit und körperlichem Missbehagen samt obsoleten Wahlversprechungen.
In den extatischen Rauschausbrüchen ihrer Seele fiel immer häufiger die Ernüchterung körperlicher Angstzustände wegen nichtvorhandener Unschuldsvermutung und Schadenvomvolkabwendeverweigerung, die durch vegane Ernährung und Opiate kaum mehr zu bändigen war bis ROTGELBGRÜN eines Tages (das Datum dürfte kurz nach der Regierungserklärung gelegen haben) im materiellen Rückstand ihrer Lebens­prozesse der Glieder— ich bitte um Verzeihung— ein Bandwurm gefunden wurde.
Wie freuten sich da unsere ROTGELBGRÜNen!
Sie beschlossen sofort, dieses zweite und unerwünschte Leben in ihrem Innersten auf das
Erbittertste zu bekämpfen— zu töten. Der Weg führte sie in die Apotheke, außerdem wurde  andernorts ein grüner Hering gekauft,  zwei Tage gab es kein Mittagessen, dazu schluckte man das von Herbert Kickl empfohlene Ivermectin. Der Erfolg blieb nicht aus !
Die geschwächten Körper brachten ROTGELBGRÜN in kurzer Zeit wieder in den
Vollbesitz ihrer ehemaligen Kräfte. Aber daneben stellte sich als entsetzliche Begleit­erscheinung der rapide Schwund der politkarrieresichernden Intuition heraus. Es fiel ihnen nichts mehr ein— einfach nichts mehr.
Ohne den geringsten Vorteil verbrauchten sie siebzehn nervenstärkende Präparate, konsumierten leichte abführende Mineral­wässer und gingen  zu EsoterikGeistHeilpratikern.
Es wurde ihnen immer klarer, dass sie  mit dem Bandwurm ihre Erhöhung in das geistige Menschtum abgetrieben hatte.
ROTGELBGRÜN verließ heimlich die Stätte ihres Ruhmes und begab sich zum Darmspezialisten Södermayer, mit der Bitte, ihnen in­kognito einen Bandwurm zu applizieren.
Professor Södermayers Geschicklichkeit befriedigte die ROTGELBGRÜNen in kürzester Zeit.
Sie spürten die richtigen körperlichen Sym­ptome, fühlten sich hinreichend elend aber - o Neid des Verfassungsgerichtshofes -- die geistige Be­fruchtung fand nicht statt.
Durch ein wohlgelungenes psychologisches Experiment der Ausschöpfung unbewusster Seeleninhalte und Schwarzgeldkonten stellte der Professor endlich fest, dass der erste und segensreiche Bandwurm aus nicht gut durchfrorenem argentinischem Gefrierfleisch hergestammt haben musste.
Es handelte sich also um eine exotische migrante Art!
Der Professor verhehlte den Unglück­lichen nicht die Schwierigkeiten, bei der
Unzahl der außereuropäischen Bandwurmarten die richtige herauszufinden. Er be­stellte nichtsdestoweniger - und das will ich noch besonders vor der Öffentlichkeit betonen - sofort einen ganzen Waggon Gefrierfleisch (durch Vermittlung der Transportgesellschaft »DHL-Tariferhöhung-A.-G.«!).
ROTGRÜNGELB befand sich in der ent­setzlichsten Seelenentscheidungslosverfassung, durch
Auszehrung und Parteiprogammseelenschmerz am natürlichen Gebrauch der Vernunft behindert – übersahen sie die unendlichen Möglichkeiten, ge­stützt auf früheren kommunalpolitische Taten, auch ohne Geist bedeutender Bestandteil der intelligenten Mitwelt zu bleiben. Sie hätten Vor­tragsreisen unternehmen, Aufklärungskurse leiten, zumindest Politbarometerauswerterinnen und Politbarometerauswerter werden können. Ganz bestimmt aber hätte sich eine Kapitalistengruppe gefunden, um exorbitante Luxusausgaben ihre Biographien  zu finanzieren, so dass die Arbeit ihres  Lebensabends nur noch, weil vorleseschwach,  im »Handschriftlich-Signieren« bestanden hätte.
Dies alles außer Acht lassend vergaß ROTGELBGRÜN  zum ersten Mal die Forderungen der Koalitionsverträge und legten Hand an sich mit dem Ziel - Erdentageschluss!
Zur Grabinschrift bestimmte ROTGELBGRÜN diese Worte:

Im Unscheinbaren erweiset sich
Gottes Gnade am schönsten.
Wer Unscheinbares kränkt,
kränkt Gott.
ROTGELBGRÜN
Die Opfer ihrer Unbescheidenheit.

Wir wollen nicht verkennen, dass diese Grabinschrift einen Rückfall ROTGELBGRÜNs in traditionell unmögliche Wortklarheit bedeutet, die am besten die trostlose Trübung dieser ehemals so erleuchteten Geister zum Ausdruck bringt. Trotzdem...
EHRE IHREM ANDENKEN!
*Der Nekrolog gilt natürlich auch für jede andere „Politparteifarbkoalition“!