Bilanz eines Seniorinnenseniorenkampfes gegen Covid 19 im bayerisch/salzburgerischen Grenzgebiet
Als Covid loslegte hatte ich erfolgreich jede Feierlichkeit zu meinem 80. Geburtstag im Keime erstickt. Dem söderischen Anfangsempfehlungen nicht folgend, trug ich ab sofort in allen geschlossenen Räumen eine FFP 2 Maske. Anfangs konnte man sich ohne Probleme in Bayern mit telefonischer oder über PC laufende „Anmeldungsroutine“ (Name, Adresse, Krankenversicherung) bei einer Teststelle anmelden und mit einem ausgedruckten Formular oder einer Kennnummer anmelden. In einer PKW Warteschlange erfolgte die Testprozedur (PCR Test) ausgesprochen freundlich und es war nicht einmal das Verlassen des fahrbaren Untersatzes nötig. Stunden später hatte man eine E-Mail mit dem Ergebnis. Im Bereich des Landkreises BGL (Berchtesgadener Land) gab es im Bayerisch Gmain eine Teststation, die für den Landkreis (105 722 Bewohnerinnen und Bewohnern-Stand 2019) die Prozedur erledigte. Wie immer konnte man allen Medien samt Politikerinnen und Politikermündern entnehmen, man sei vor allem in Sorge, dass den älteren Menschen (in Deutschland und Österreich noch immer meist einem konservativ, reaktionären Weltbild verpflichtet) derdiedas Virus den Garaus machen könnte.
Auf meine Frage was nun meine AltersgenossinenGenossen machen sollten, wenn ihnen die Segnungen eines PKW’s samt Führerschein und PC fehlen würde, bekam ich die nicht nur in bayerischen Amtsstuben häufige Antwort: „Dös was i net, do miassn‘s wen andern frogn!“. Also blieb es bei der von der Politik, wie so oft, vorgetäuschten Sorge für Oma und Opa und die konnten ja auch, oft ohne noch vor dem Virustod darüber glücklich sein, dass die Verwandtschaft Besuchsverbot zu den Altersheimen oder Intensivstationen hatte.
Meine Versuche bei ständigen steigenden Infektionszahlen/Inzidenzwerten bei den Gesundheitsbehörden beiderseits der Grenze in Erfahrung zu bringen, wo sich Mensch nun derdiedas Virus eingehandelt haben könnte, um neben dem Test auch wirksamen Schutz vor Covid zu haben, lautete die Antwort, man wüsste das nicht. Das hat sich bis heute nicht geändert, die steigenden Ansteckungszahlen bleiben was den Ort der Infektion betrifft, noch immer ein Geheimnis. Wahrscheinlich, weil man nie Wert darauf legte, sich um die wirklichen Orte der Infektionsentstehung zu kümmern. Nun ist die für alle bei denen „Feiern“ vor Gesundheit wichtig ist, jene „Freiheit“ angesagt, die nicht nur der FPDQuerdenkerpartei unter dem Liberalschutzmantel so wichtig ist, dass täglich zu viele Menschen vom Virus, der völlig meinungsfrei agiert, getötet werden. Ein wirksamer Ansteckungstest findet zur Zeit auf dem Oktoberfest statt.
In Salzburg gab es, ausgesprochen Anwenderfreundlich in den Messehallen die Möglichkeit sich kostenlos Schnelltesten zu lassen. Nicht nur dort, in allen Bezirken des Landes Salzburg (mit mehr als 500 000 Einwohnerinnen und Einwohnern) gab es diese Möglichkeit. Nach Datenfeststellung erfolgte das „Nasenbohren“, durchgeführt durch kompetentes und freundliches Personal des österreichischen Roten Kreuzes. 15 Minuten später hatte man auf dem Smartphone oder PC das Ergebnis. Auch in der Unkulturstadt Salzburg (Festspiele mit Eintrittspreisen über 400.--€ verdienen nicht mit dem Begriff Kultur in Verbindung gebracht zu werden) konnte mir die zuständige Behörde nicht mitteilen, was nun mit alten Menschen geschieht, die noch ein „normales“ Leben mit Festnetztelefon und ohne Kreditkarte leben. Ich erspare mir die fast gleichlautende Antwort, die ich schon in Bayern gehört hatte, wo als Vorbild eines wahrlich nicht zu überbietenden IQs der Ministerpräsident, der Covid Ansteckung trotzdem nicht entgangenen Infektion, Bäume umarmt und zertifiziert durch Gerichtsurteile Behörden und Schulen mit Kreuzen schmückt und die Landschaft Windkraftanlagenfrei hält..
Auf beiden Seiten der Grenze konnte man eine „Seuchenverhinderungspolitik“ erleben, die zeitweise sogar dem Mauerbau ähnelte, wo auch Fahrradwege zwischen dem Bayerischen und Salzburgischen verrammelt waren, und rigorose Strafen und Kontrollen angedroht wurden.
Kommen wir zur Gegenwart. Ein kostenloser PCR Test ist in Bayern mit Regularien verbunden, die kaum verständlich sind, aber deutlich aussagen, dass man möglichst mit dem Kopf unter dem Arm und methusalemschem Alter vielleicht irgendwowasmassmanschon einen kosten losen PCR Test bekommt. Ob geimpft oder nichtgeimpft spielt da anscheinend keine Rolle. Wie sieht es im österreichischen Land Salzburg aus. Da gibt es eine Homepage
„Salzburg gurgelt“. Hier die Originalgebrauchsanweisung
„PCR-Gurgeltests für zu Hause
Stand: 1. April 2021
In ganz Salzburg werden kostenlose PCR-Gurgeltests für zu Hause angeboten. Sie sind der höchste Teststandard. Die Ergebnisse sind 72 Stunden gültig und können direkt in die App "Grüner Pass" übernommen werden.
So geht's
Unter www.sbg-gurgelt.at registrieren.
In einer Ausgabestelle "Jetzt Probenset abholen" auf dem Handy wählen.
PCR-Gurgel-Set (Vorratspack mit 10 Einzelkits) innerhalb von 20 Minuten abholen, indem man den Timer an der Ausgabestelle vorweist.
Probe im persönlichen Probenkonto (für jede testende Person ein eigenes) registrieren und gurgeln.
Nach dem Schritt „Jetzt testen“ muss noch der QR-Code des Röhrchens eingescannt oder manuell eingegeben werden.
Probe in eine Sammelbox bei der Abgabestellte einwerfen. Bei Einwurf werktags bis 10 Uhr (nicht an Sonn- und Feiertagen) kommt das Ergebnis innerhalb von 24 Stunden.
Ergebnis kommt als SMS mit einem Link zum Analysebefund (Geburtsdatum = Passwort) und kann als pdf heruntergeladen und in den Grünen Pass übernommen werden.
Bereits positiv getestete Personen können nach 21 Tagen erneut einen PCR-Test durchführen.“
Da in diesem nichtunserem Land die Politik immer wieder betont, wie große Sorgen man sich um das Wohlergehen älterer Menschen macht, hier eine der wenigen Informationen, wie viele ältere Menschen mit Smartphone und PC leben:
„Mehr als die Hälfte der Menschen über 65 Jahren in Österreich (Stand 2021) nutzt kein Smartphone. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie. Demnach verwenden 53 Prozent der Befragten über 65 Jahren kein solches Gerät. In der Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahren liegt der Anteil bei 36 Prozent, in der Gruppe über 75 Jahren mit 74 Prozent nochmals deutlich höher. Über alle Altersgruppen hinweg ist der Anteil indes geringer: In der gesamten Bevölkerung gaben nur 21 Prozent an, kein Smartphone zu verwenden – weder privat noch beruflich.
Auch andere Technologien sind bei den Über-65-Jährigen wenig verbreitet. Nur die Hälfte der Seniorinnen und Senioren nutzt einen Laptop (53 Prozent) oder einen Desktop-PC (50 Prozent). Trotzdem handelt es sich um die beiden am häufigsten genutzten Gerätekategorien in diesen Altersgruppen. Neuere Technologien kommen nur bei einem Bruchteil zum Einsatz: So nutzen knapp neun Prozent eine Smartwatch. Drohnen und 3D-Drucker spielen in der Altersgruppe so gut wie keine Rolle (7 bzw. 3 Prozent Nutzung), heißt es in der Studie. Schlüsselt man die Altersgruppen weiter auf, zeigen sich darüber hinaus deutliche Unterschiede. Die Über-75-Jährigen verwenden die entsprechenden Geräte teils deutlich seltener.“
Gezwungen durch das kapitalistische solidaritätslose Ausbeutungssystem war ich gezwungen mich mit der nun bald die letzten Freiheitsrechte einschränkenden Digitalisierung auseinander zu setzen, denn nur mit einem Smartphone kann ich noch am „Leben“ teilnehmen. Ohne Smartphone wird es schwer. Neben all den anderen Zumutungen erfolgt an der Supermarktkasse die Frage, zahlenSiemitHandy ? Terminals sorgen für personallose Waren- und Zahlungsabläufe. Menschsein ohne Smartphone? Geht nicht! Ey Alter – ohne Smartphone musst Du früher sterben!
Da meine Tochter mit Lebensgefährten nachschauen wollte wie der Vater so in der SmartphoneCoronazeit sein Leben fristet, war ein Besuch angekündigt. „Du gurgelst“ verlangte die Tochter. „Wir machen das auch“.
Also musste ich mich, der sich in letzter Zeit mit selbst bezahlten Schnelltests prüfte, wie der Stand der eigenen Gesundheit sei, PCR gurgeltesten.
Also versuchte ich mich bei „Salzburg gurgelt“ zu registrieren. Ohne PC oder Smarphone geht das nicht. Solche „Registrierungen“ sind nicht unbedingt meine Sache, also machte ich einen Fehler und wenn ich dann mein Probenkonto aufrufen wollte, erschien nach Eingabe meiner Daten: „falsche E-Mail Adresse“. Meine Tochter bewanderter mit dem Smartphone versuchte es auch, Ergebnis wie bei mir.
Ich erlebte die „DerNächsteAnrufIstFürSie-Warteschleife“ und hatte dann endlich mit Hilfe einer Expertin ein funktionierendes „Gurgelkonto“.
Ich werde also gurgelnd PCRgetestet Corona trotzen.
Fazit: Hast ein Smartphone überlebst als alter Mensch, hast Du keines – Friedhof.
Dieter Braeg