1Nachdem die Kanzlerin in diesem nichtunserem Land die Mindestlohnfrage ungelöst in die Wüste schickte, bis zur Lohnuntergrenze, an der das Kapital seine Wachtürme errichtet hat und profitbremsenlos den Vermögenszuwachs einstreift, gibt es ein neues Problem.

Ob in Industriebetrieben, bei Ikea, im Schlachthof oder Supermärkten  arbeiten Werkvertragsbeschäftigte. Sie räumen die Regale voll, montieren an Fließbändern Teile, schlachten und zerteilen Schweine&Rinder. Sie haben keine Arbeitsverträge mit den Betrieben in denen sie arbeiten, sind also Tarifvertragsvogelfrei, kein Betriebsrat kann sich per BetrVG (Betriebsverfassungsgesetz) gegen ihre Beschäftigung zur Wehr setzen, auch der Herr IG-Metall Vizevorsitzende Detlef Wetzel, der den Interessenswiderspruch zwischen Arbeit und Kapital verdrängt hat, meckert: „Werkverträge werden zunehmend in Industriebetrieben eingesetzt, um die Lohnkosten zu drücken. Stammbelegschaften werden dadurch reduziert und durch Beschäftigte von Werkvertragsunternehmen ersetzt.“ Wie man diesen Skandal allerdings beseitigen will, da hört man wenig.


Der Vorsitzende der NGG (Nahrung-Genuss-Gaststättengewerkschaft) Franz Josef Möllenburg hat auch schon recherchiert – 80% der Beschäftigten in der Schlachtindustrie sind bei Subunternehmen angestellt: “Ein Vorarbeiter beaufsichtigt dann eine Schar von ausländischen Werkvertragsarbeitnehmern, die teilweise unter extrem schlechten Bedingungen und für Hungerlöhne arbeiten“ stellt der Gewerkschafter fest. Auf Baustellen wo es ja den Mindestlohn per Tarifvertrag gibt, wird,   mit per vom Zoll schwer zu kontrollierenden Werkverträgen,  das Lohnniveau gesenkt. Werkverträge sind die neue Masche, mit der man Zeit- und Leiharbeit, wenn es da Mindestlöhne gibt, aushebelt.

Im Einzelhandel kann man dieses neue Modell der Kostenminimierung per Billiglohn sehr genau beschreiben. Es gibt etwa 120 Subfirmen bei denen etwa 350 000 Frauen und Männer beschäftigt sind, die sorgen für Nachschub in den Regalen, manchmal mehrmals täglich.
Die DHV ("DHV - Die Berufsgewerkschaft" ist eine Mitgliedsgewerkschaft des Christlichen Gewerkschaftsbundes (CGB)) hat für viele dieser abhängig Beschäftigten  per Werkvertrag  seit 1. Mai 2011  einen Tarifvertrag (6.--€ im Osten, 6,50 € im Westen) abgeschlossen.
Es wäre zu wünschen wenn auch die Kardinäle und Pfarrer mit ähnlich ausgestalteten Arbeitsverträgen ihren „werksvertraglich christlichen Dienstpflicht“ nachkommen müssten, das würde Steuerzahlerin und Steuerzahler entlasten, die ja bisher die Gehälter dieser Herren bezahlen!

Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter werden besser bezahlt und nach den gültigen Tarifverträgen im Einzelhandel wird für Einräumarbeiten, die immerhin oft schwere körperliche Arbeit sind, fast das Doppelte an Stundenlohn bezahlt! Wie „christlich“ dann noch eine Diskriminierung ist, die, je nach Lage der Arbeit, 0,50€ Lohnunterschied ausmacht, können ja jene christlichen Gewerkschafter beantworten, die den Unternehmen bei der Gewinnmaximierung zu helfen. Jaja, Werkvertragsunterbezahlung ist geil!

Frau Merkel, die in ihrem Denk&Sprachschatz das Wort Mensch durch „€“ und „Krise“ samt „Europa“ ersetzt hat, reagiert wie erwartet. Obwohl Verdi diese Lohnminimierungsstrategie kritisiert, kommt jene Antwort aus Berlin, die man so gerne vernimmt.,
bei den Werkverträgen sieht die Bundesregierung

„Keinen Handlungsbedarf“.