1Die Politik, die es, nicht nur  in Deutschland und Österreich,  kaum der Mühe wert findet mit WählerinWähler einen Dialog geschweige denn eine Diskussion zu führen, hat über Nacht ein neues Insekt entdeckt und lieben gelernt.

Es ist die Schulden-Bremse! Wer sich nun mit den Erscheinungen in der Natur nicht auskennt, dem wird geholfen: Bremsen gehören zur Gattung der Fliegen und sind blutsaugende Zweiflügler. Zu ihren Opfern gehören nicht nur Menschen, sondern auch andere wechsel- und gleichwarme Tiere. In Mitteleuropa sind sie an schwülen Tagen besonders aktiv. Die Bremsen Weibchen sind bei den meisten der rund 4.000 Arten diejenigen, die Blut saugen. Das Bremsen Männchen saugt lediglich den Nektar aus unterschiedlichen Blüten. Bei vereinzelten Arten ernähren sich auch die Weibchen pflanzlich. Ganz wenige ernähren sich sogar von Aas.

Im Gegensatz zu einem Stich der Stechmücke ist der einer Bremse wesentlich schmerzhafter. Angelockt werden Bremsen vom Schweiß ihrer Opfer und können sogar durch Kleidung hindurchstechen. Die Bremse kann bis zu 0,2 Milliliter bei pro Stich aufsaugen. Sie sondert beim Stich ein Blut gerinnendes Sekret ab. Dieses Sekret sorgt dafür, dass die Wunde im Verhältnis zur Wundgröße dennoch weiterblutet. Wie bei einem Mückenstich bildet sich am Einstichpunkt ein Quaddel.

Bremsen übertragen unter anderem den gefürchteten Milzbrand und die Lyme-Borreliose. Handelsübliche, ätherische Öle wirken gegen die Stiche von Bremsen nur kurzfristig bis gar nicht. Fossile Nachweise gibt es von der Bremse im Gegensatz zu vielen anderen Insekten nur sehr wenige. Der älteste Nachweis stammt aus dem Urzeitalter des Eozän (von etwa 55 Millionen Jahren bis 33 Millionen Jahre).

Es spricht in Österreich für sich, wenn auch die Grünen nun erwägen Anhängerinnen und Anhänger dieses Insekts werden, das in keinem Fall Schulden verhindert,  sondern, wie wir uns eben informieren konnten, gefährliche Krankheiten auslöst.

2Die völlige Vernichtung kritischer Denk&Handelsweisen führt in dieser nichtunserer Welt (die wir zwar finanzieren, aber weder besitzen noch bestimmen) zu einer Orientierungslosigkeit, die nun sogar jene Bedenkenträgerinnen und Bedenkenträger erreicht, die per Zeilengeld oder in 1,30 Minutenbeiträgen die Welt in BildTon&Text erklären. Egal wohin der Karren gefahren wird in Zeiten feinster Navigationsgeräte, die Welt ist orientierungslos weil das Kapital das so will und die Politik hat sich schon lange auf jene Arbeitsweise zurückgezogen, die sich bewährte: Wir tun nichts, aber das gründlich!

Aus Mündern und Federn der, wie immer, dem Kapital helfenden Journaille sprudeln die üblichen DenkRatschlags&Worthülsen – man fordert die Krise entschiedenst zu bekämpfen, mit aller Kraft – wie das gehen soll, da liest man wenig und mehr und mehr wird deutlich die sehnen sich alle nach einer starken Führungskraft – die, folgt man Herrn Kauder, Deutschsprech kann!

In Griechenland  spielt diese Rolle  der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Lukas Papadimos, 64,  der die Regierungsgeschäfte übernommen hat und in Italien wird es der Ökonom und ehemalige EU-Kommissar Mario Monti, 68, richten.
Natürlich, so die „führende Meinung“ die uns verkauft wird  - un­abhängig von der Politik, frei von Ideologie. Es ist dasselbe „Wir haben Probleme, für die wir pragmatische Lösungen brauchen“ Gelaber, das die gängige Meinung  beherrscht.

Europas „politische Elite“ betreibt und unterstützt eine wirtschaftsradikale Politik, die den Reichtum nach oben, in immer weniger Hände verteilte.  Die britische Premierministerin Margret Thatcher verkündete bereits in den achtziger Jahren „There is no alternative“, die dann Realität wurde -  Reiche, Grosskonzerne und Banken gewannen an politischer Macht, die Demokratie wurde eingeschränkt. 2008 kam der Finanzcrash und mit ihm nahm die Politik zunehmend autoritäre Züge an, gleichzeitig wurde die Umverteilung gesteigert. Um den Bankencrash zu verhindern, haben sich die Staaten verschuldet, nun bestimmen die Finanzhäuser. Jetzt sollen „Fachleute“  sicherstellen, dass die kapitalistische Wirtschaftsordnung überlebt. Sparen verliert seine ursprüngliche Bedeutung und wird zur Existenzerstörung: die soziale Vorsorge wird privatisiert, Staatsstellen werden gestrichen, Renten gekürzt, Arbeits­märkte weiter dere­guliert und der Niedriglohn ist ein Meister aus Deutschland. .
Eine ideologiefreie Politik? Kaum. Die selbst ernannten Führerinnen&Führer bemühen die herrschenden Ideologie. Und diese wird nur selten als solche erkannt. Das gilt insbesondere für die Ideologien des 21. Jahrhunderts, die sich – von der dominierenden Wirtschaftslehre bis zum Kreationismus (das ist die Lehre, derzufolge das Universum bzw. das Leben auf der Erde von einem übernatürlichen Wesen erschaffen wurde)  – immer öfter als Wissenschaften gebärden.

Ob das funktioniert, wird sich zeigen. Erste gesellschaftliche Risse sind zu beobachten – da bröckelt’s ein wenig bei den herrschenden Ideologen. Von London über Madrid bis New York gibt es Protest gegen die Umverteilungspolitik.
Die Frage an Kapital und Politik hat ein Leser des britischen „Economist“ wie folgt formuliert: “Warum wird die Forderung nach höheren Steuern für Reiche als ‹Klassenkampf› bezeichnet, nicht aber jene, den Armen die Sozialleistungen zu kürzen?“

Zur Zeit „sitzt man es aus“ und betreibt das „weiterSowiebisher“ und zerstört den notwendigen demokratischen Raum.

Die leider nicht systemkonformen Insektologen haben sich auf’s „Bremsenzüchten“ spezialisiert, neben dem schädlichen Insekt „Schuldenbremse“ haben sie noch weitere Exemplare entwickelt:

Reichtumszuwachsbremse
Wachstumsbremse
Öffentlichrechtlicheverblödungsbremse
Spekulationsbremse
Energieverteuerungsbremse
Armtsbremse
Protestverbotsbremse und
die
Bremserbremse