1Wenn, wie in der Bibel, die Jungfrau zum Kind kommt, ist das für viele eine unbefleckte Empfängnis, also  ein Wunder und falls alles nichts hilft, dann gibt es die Unschuldsvermutung, die, ganz ohne Persil, jedes schwarze Schaf so unschuldsweiß wäscht, dass es weißer gar nicht mehr geht.

Österreich dessen Existenz im Winter von Schneekanonen und zu allen anderen Zeiten Hansi Hinterseerkonzerten abhängt, hat ein Volk, das sich eine Politikerinnen- und Politikerkaste leistet, die ihresgleichen sucht. Jahrzehnte einer großen Koalition, unterbrochen von Regierungen bei denen sich Sozialdemokratie genau so wie die bürgerliche ÖVP  von der braunpopulistischen FPÖ helfen ließ, haben Zustände hervorgebracht, die dem Herrn  Johann Nestroy in keinem seiner Theaterstücke eingefallen wären.

Es gäbe da die Geschichte vom Diplomatenpass, der in Österreich auch für Expolitiker, natürlich nur für die von der ehrbarsten Sorte, eine feine Sache ist, weil diese sich auch nach Ende ihrer „glanzvollen Karrieren“ mit Diplomatenpässen ausstaffieren lassen. Da wäre der Herr Karl-Heinz Grasser, der den kleinen österreichisch-schweizerischen Grenzverkehr fallweise mit Schwiegermutters Geldköfferchen bestreitet oder der Herr Herbert Scheibner, der bei arabischen Potentaten für  den Eurofighter (der auch Österreichs Neutralität “beschützt“) dazu noch der ehemalige Innenminister Ernst Strasser, der sich damit warb, gegen bares Geld Gesetze ins EU-Parlament einzubringen;  dazu noch der Herr Hubert Gorbach, dem die Welt in Vorarlberg (Bundesland von Österreich) „too small“ ist. Dass jeder dieser Herren derzeit den Staatsanwalt am Hals hat, ist gewiss kein ein böser Zufall.
Ein ehemaliger Besitzer eines österr. Diplomatenpasses erklärt: “Man muss sich nirgends anstellen, kommt überall gleich durch. Ohne Kontrollen. Ohne Fragen. Einfach den Diplomatenpass herzeigen, das war’s.“ Karl Heinz Grasser hat seinen Diplomatenpass vor kurzem um fünf Jahre verlängern lassen, damit er auch in Zukunft mit all seiner Schönheit und überragenden Intelligenz die Interessen der Republik Österreich in Lichtenstein vertreten kann, wenn es um seine Stiftung/Konten oder was auch immer geht. Das Diplomantenpassparadies lässt vor allem dann grüßen, wenn seine Bewohner sich besonders eifrig bei Abschubhaft und Asylverweigerung hervortun. So ein „Pass“ der hilft dem Besitzer auf dem Weg von der Unschuldsvermutung zur Unschuld.

2Auch sonst wäre es eine Beleidigung der Banane, würde man diese Frucht mit dem Namen Österreich in Verbindung bringen. Um den guten Ruf der Regierenden in Österreich zu pflegen, wird viel Geld eingesetzt. Man schaltet feine Anzeigen und bekommt PR Beratung. Ein Beispiel unter vielen:

Das  ÖSI Innenministerium (früher geleitet von Maria Fekter/ÖVP,  die heute Finanzministerin ist) hat in Sachen Öffentlichkeitsarbeit einen recht hohen Beratungsbedarf: Das Ressort zahlte in den vergangenen drei Jahren gleich 1,4 Millionen Euro für PR-Aufträge - und liegt damit unangefochten an der Spitze.  Fast eine halbe Million Euro kassierte die kaum bekannte Werbeagentur namens Headquater. Die Leistung: strategische Beratung, gestaltete Broschüren sowie Kampagnen. 
Die nunmehrige Finanzministerin Fekter, deren oberstes Ziel eisernes Sparen sein muss, zeigte sich in ihrer vorigen Funktion auch sonst nicht knauserig: Sie gab, wie einer soeben veröffentlichten Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des Grün-Abgeordneten Karl Öllinger zu entnehmen ist, allein im Jahr 2010 für PR- und werbliche Dienstleistungen von Agenturen fast 800.000 Euro aus - ähnlich viel wie das Finanzressort, doch beinahe vier Mal so viel wie das Sozialressort und sechs Mal mehr als etwa das Frauenministerium. Ist der gute Ruf saniert, zahlt man völlig ungeniert!

In Österreich „richtet man es sich“, das hat schon Karl Kraus in  seiner Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog  „Die letzten Tage der Menschheit“ erstmals erschienen im Jahre 1918/1919,  in der 11. Szene im 1. Akt beschrieben:

„Es treffen sich zwei, die sichs gerichtet haben.

DER ERSTE: Servus, du noch in Wien? Du bist doch behalten worn?
DER ZWEITE: Ich bin hinaufgegangen und hab mirs gerichtet. Ja, aber was machst denn du noch in Wien? Du bist doch behalten worn?
DER ERSTE: Ich bin hinaufgegangen und hab mirs gerichtet.
DER ZWEITE: Natürlich.
DER ERSTE: Natürlich.
DER ZWEITE: Weißt nicht, was aus dem Edi Wagner gworn is, hat der sichs vielleicht gerichtet? Er is im Oktober zur Konschtatierung, dann hats gheißen, sein Alter kauft ihm einen Daimler, weil sein Major, der Tschibulka von Welschwehr versprochen hat, er kommt zum Autlkorps, dann hats gheißen, entweder er kommt nach Klosterneuburg zum Kaader oder in eine Munitionsfabrik, natürlich in die Kanzlei, dann hams wieder gsagt, er soll für unentbehrlich erklärt wern im Gschäft und der Onkel von ihm, weißt der fürs Reservespital in der Fillgradergassen die Wurzen is, den hab ich damals troffen, der hat gsagt, wenn alle Stricke reißen, bringt er ihn beim Roten Kreuz unter, kein Mensch hat sich auskennt, kurzum, möcht mich wirklich intressiern, wo's den armen Teufel am End hingschupft ham.
DER ERSTE: Das kann ich dir sagen. Der Alte hat sich also, ein Schmutzian wie er is, das überlegt mit dem Daimler, er hat ihn lieber bei die dänischen Papierdecken untergebracht, das hat ihm aber gstiert, da hat er gsagt, lieber macht er Dienst und is nach Blumau kommen, dort war's ihm aber z'fad, und jetzt sitzt er Nacht für Nacht im Chapeau, abwechselnd in Uniform und in Zivil, wie der Bursch das macht is mir ein Schleier, ich kann mir nur rein denken, wie alle Protektion nix gnutzt hat, is er hinaufgegangen und hat sichs gerichtet. Es könnt aber auch sein, daß er wirklich enthoben is oder hat er gar am End doch einen C-Befund kriegt. Du servus ich hab ein Rendezvous mit einer Persönlichkeit, ich krieg vielleicht eine Lieferung, und das was für eine, da muß man schon tulli sagen —
DER ZWEITE: Du hast immer die Sau. Hast ghört, der Seifert Pepi is gfallen, weißt bei Rawaruska , servus ich muß zu einer Sitzung ins Kriegsfürsorgeamt, morgen hams den Tee und ich hab versprochen, daß ich die Fritzi-Spritzi hinbring, der Sascha Kolowrat kommt hin, geh sei fesch und komm auch hin, bring dein Schlamperl mit, servus!
DER ERSTE: Lieber Freund, ich hab jetzt andere Dinge, wenn mir das gelingt, ruf ich dich an, servus — du apropos — was ich dir erzählen wollte —„

Bis heute hat sich da nichts geändert der Nachholbedarf sich von der Untertanenmentalität zu befreien ist groß in Österreich: Kaum eine Berufsgruppe wird hinter ihrem Rücken so beschimpft wie die Politiker. Kaum eine Berufsgruppe wird – wenn sie uns statt des Rückens die Augen zuwenden – so ein- und angeschleimt wie die Politiker. Und dann noch einen Diplomatenpass auf Lebenszeit! Das will man nun ändern, wie wäre es, wenn alle in Österreich, vom Asylanten bis zum Bundespräsidenten mit einem Diplomatenpass jene Freiheit und Beweglichkeit erleben dürfen, die jetzt nur jenen Auserwählten geboten wird, die dem Volk jenen Schaden zufügen, den sie selbst verdienen würden?

Alle Welt „Wulfft“ ja zurzeit. In Österreich müsste sich der deutsche Bundespräsident keine Sorgen machen. In der Wiener Hofburg  könnte  er einfach weitermachen wie bisher, ein- bis zweimal pro Jahr  eine mahnende staatstragende Rede halten und dazu Festspiele eröffnen, bei denen er dann die Kanzlerin Merkel trifft (wie die zu Ihren Eintrittskarten kommt, interessiert eine breite deutsche Öffentlichkeit die in einer verkommen „Presselandschaft“ lebt die sie sich redlich verdient hat, kein Deut). Was den deutschen Bundespräsidenten
an den Rand des Rücktritts gebracht hat, wäre  in Österreich nicht einmal ein "laues Affärenlüftchen“. Kredit von Freundin? Eh klar! Im Landtag mit einer Halbwahrheitenauskunft operieren? Das ist normales Politikerverhalten!  Der Versuch, die Geschichte mit einem erregten Anruf beim Chefredakteur von BILD zu unterbinden, die wäre gar nicht norwendig gewesen, wenn schon, dann wäre sie mit einem fetten Inseratenauftrag aus der Welt geschafft.
Falls es zum wirklich kaum möglichen Fall gekommen wäre, dass die Chefredaktion unbeeidruckt geblieben wäre, hätte sich Wulff in Österreich auf den Konkurrenzneid anderer österreichischer Medien verlassen können. In diesem Unschuldsvermutungland ist alles gerichtet. In Österreich dem Land des ungenierten und alltäglichen Zugriffs auf den öffentlich rechtlichen Staatsfunk, im Land der öffentlichen Inseratenvergabe nach Gutsdamen&herrenart samt funktionierender Proporzfreunderlwirtschaft wäre die Intervention also normal und unspektakulärer Vorgang ignoriert worden.

Wulff erobern Sie endlich Österreich, die Staatsbürgerschaft ist Ihnen sicher samt Diplomatenpass und feinster völlig kreditfreier Unterkunft! Außerdem gilt die Unschuldvermutung, es sei denn die Eurofighter können dieses hohe Rechtsgut nicht verteidigen, weil es zu kalt ist und die Kampfjets nicht starten können und das noch nicht privatisierte Bundesheer Lawinenschäden beseitigt!