Maude Barlow – UN Chefberaterin für Wasserfragen 2008/2009

1„Water makes Money“, das war bisher der Film, der die Gewinnmaximierung per Wasser, vor allem der Firma Veolia,  der Öffentlichkeit bekannt machte. Nun gibt es einen neuen Film, er heißt“ Bottled Life" und  sorgte  nach seiner ersten öffentlichen Vorführung, sie fand bei den Solothurner Filmtagen statt,  für riesiges Interesse.  Der 90Minutenfilm, eine Dokumentation, der sich mit Nestlés Geschäften mit dem Wasser auseinandersetzt, erhielt bei seiner Erstaufführung einen Schlussapplaus, der während der ganzen zwei Abspannminuten andauerte.  Der Film läuft seit Dienstag den 24.1.2012 in den Deutschschweizer Kinos.


"Bottled Life - Nestlés Geschäfte mit dem Wasser" so heißt der Film,  feierte seine Premiere an den Solothurner Filmtagen 2012. Die Auswahlkommission der Solothurner Filmtage hat den 90-minütige Dokumentarfilm der Berner Produktionsfirma DokLab GmbH für den Hauptwettbewerb Prix de Soleure nominiert. Der mit  60’000.- Schweizer Franken dotierte Jurypreis der Filmtage  zeichnet einen herausragenden Kinofilm aus , der durch einen ausgeprägten Humanismus überzeugt und diesen in eindrucksvoller Form filmisch darstellt.
Schon im Jahre 1843 gründete Henri Nestlé, Erfinder des Nestlé-Milchpulvers für Babies, in Vevey eine Fabrik für Wasser. Aus Leitungswasser  wurde "Mineralwasser".  Dieses Wasser  vertrieb er in den Gaststätten der Region.
Im Jahre 1969 begann die Beteiligung von  Nestlé an der Société Générale des Eaux Minérales de Vittel. Das war der Beginn des Nestlé Wassergeschäftes in großem Umfang. Die Nestle  Flaschenwasserindustrie expandierte.  1976 stieg der weltweite Marktführer Perrier in den USA Wassermarkt ein und Nestlé  war und ist  für den Vertrieb der bauchigen Glasflaschen verantwortlich und erkannte nicht ohne Folgen, wie Perrier beim jungen Käuferpublikum gut ankam..
Nicht nur in den USA begann Flaschenwasser  sich als Alternative zu Süssgetränken wie Coca Cola und Pepsi zu etablieren - als kalorienfreier Durstlöscher, voll im Trend der aufkommenden gesundheitsbewussten Ernährung. Die Industrie wuchs rasant, die Verkaufszahlen waren erfreulich.
Im Jahre 1989 beschlossen der Nestlé-Vorstandsvorsitzende Helmut Maucher und  damals noch Marketingchef Peter Brabeck, voll auf Wasser zu setzen. Nestlé wollte jetzt die Nummer eins im Wassergeschäft werden und bereitete die Übernahme von  Perrier vor. Nach einem unerbittlichen Übernahmekampf streicht 1992 Perrier die Segel. Mit dem Kauf von Perrier gingen in den USA zahlreiche regionale Brands automatisch an Nestlé über, darunter Poland Spring. Im Jahre 1997 schluckte Nestle auch die italienische Nobelmarke die italienische Nobelmarkte.
Der Film,  dessen Start in deutschen und österr. Kinos noch nicht bekannt ist, dokumentiert auch , wie Nestlé im Jahre 1997 an einem neuen Produkt herumwerkelt, das aus gereinigtem Grundwasser hergestellt und mit einem neuen speziellen Mineralienzusatz angereichert wird. Der Vorteil: das Wasser kann auf der ganzen Welt hergestellt werden und schmeckt erst noch überall gleich. Das Wasser erhält den Namen Nestlé Pure Life. Im Visier hat Nestlé einen neuen großen Markt, Konsumenten in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Gut zehn Jahre später ist Pure Life das meistverkaufte Flaschenwasser der Welt.
Was LeserinLeser nach Meinung der Filmemacher  über Nestlés Geschäfte mit dem Wasser wissen muss:
2„Flaschenwasser gehört zu Nestlés strategisch wichtigen Geschäftbereichen. Nestlé macht heute schon einen Zehntel seines Gesamtumsatzes von 110 Millarden Schweizer Franken mit Flaschenwasser.
Nestlé erreichte die führende Marktstellung beim Flaschenwasser durch eine gezielte Übernahmepolitik und kaufte dabei Marken wie Vittel und Perrier auf.
Nestlé erwirbt laufend Quellen- und Grundwasserrechte, um die selbst geschaffene Nachfrage nach Flaschenwasser zu befriedigen.
In zahlreichen Staaten sind die gesetzlichen Bestimmungen zu den Wasserrechten veraltet. Davon profitiert Nestlé, nicht nur in der Dritten Welt, sondern auch in den USA und in anderen westlichen Ländern.
Nestlé benutzt seine finanziellen und politischen Mittel, um gegen lokale Gemeinschaften vorzugehen, die Quellen und Grundwasservorkommen in öffentlichem Besitz halten wollen.
Nestlé verbraucht Wasser, um damit Wasser herzustellen.
Nestlé propagiert Flaschenwasser mit grossem Marketing- und Werbeaufwand. Nestlé schwächt damit das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer funktionierenden öffentlichen Trinkwasserversorgung.
Nestlé stellt sich als Wohltäter dar - durch allerlei Spenden und Aktionen auf lokaler Ebene, aber auch, indem der Konzern Rationalisierungsmassnahmen in der Produktion und im Vertrieb des Flaschenwassers als nachhaltig bewirbt.
Nestlé schafft mit Flaschenwasser Abhängigkeiten - gerade dort, wo die Trinkwasserversorgungen am Kollabieren sind, vornehmlich in der Dritten Welt.
Nestlés Geschäft mit dem Wasser ist nicht einfach ein Geschäft wie andere auch, es ist ein Geschäft mit jenem Rohstoff, der absolut überlebensnotwendig ist.“

Wer sich zum Film und Nestlé weiter informieren will, sollte dies bei folgenden
Adressen versuchen:

http://www.botledliftefilm.com
LINK Nestlé Waters North America
LINK Nestlé Waters

3Damit sind aber  Nestlés Aktivitäten in der letzten Zeit noch nicht zu Ende. Seit dem
24. und 25. Januar 2012 steht der Nahrungsmittelkonzern Nestlé und die Schweizer Sicherheitsfirma Securitas in Lausanne (Schweiz) wegen Bespitzelung der globalisierungskritischen Bewegung Attac vor Gericht.  Dieser Prozess soll Licht in’s Dunkel eines Bespitzelungsskandals bringen, der eigentlich weit über die Schweiz hinaus für Aufsehen sorgen müsste. Das tut er natürlich nicht. Nestle, ist zum Beispiel als „Sponsor“ bei den “Salzburger Festspielen“ engagiert, da verrät man eher ein Rezept für die Mozartkugel, bevor man Nestlé  aus dieser Hochkulturförderung entlässt. Es gibt auch weiter den „Jedermann“ und nicht den „Nestlémann“ auf dem Salzburger Domplatz.
Nestlé und Securitas sind angeklagt wegen illegaler Überwachung und Persönlichkeitsverletzung von Attac und deren Mitgliedern in der Schweiz. Zur Anzeige kam es nachdem das Westschweizer Fernsehen TSR am 12. Juni 2008 berichtete, dass eine Gruppe von Attac-Vaud, die an einem Buch über die Nestlépolitik arbeitete, von einer Securitasmitarbeiterin im Auftrag von Nestlé infiltriert und ausspioniert worden war. Mit dem Decknamen  „Sara Meylan“  war die Frau  2003 der Attac-Gruppe beigetreten, hatte Arbeitssitzungen besucht (teilweise bei den Mitgliedern zuhause) und     
darüber detaillierte Berichte an Nestlé  weiter geleitet. Die Frau hatte als  Mitglied der Gruppe Zugang zu internen Informationen und Zugriff auf sämtliche Recherchen der Autor/-innen, auf ihre Quellen und Kontakte sowohl in der Schweiz als auch im Ausland.

Am 26. September 2008 hat Attac beim  zuständigen Untersuchungsrichter eine weitere Securitas-Spionin angezeigt, die unter ihrem richtigen Namen 2008 noch immer aktiv bei Attac war. Nestlé und Securitas hatten behauptet,  Juni 2004 sei die Bespitzelung mit dem Abgang von „Sara Meylan“ beendet worden. Als man dann die neue Agentin entdeckte, haben die Firmen erklärt, diese Agentin hätte nach 2005 keine vertraulichen Berichte mehr für Securitas/Nestlé verfasst. Das Strafverfahren wurde  dann am 29. Juli 2009 eingestellt. Der damalige kantonale Untersuchungsrichter übernahm die Darstellungen von Nestlé und Securitas und begründete die Einstellung des Verfahrens u.a. mit der dreijährigen Verjährungsfrist des Datenschutzgesetzes. Dies, obwohl die zweite Nestlé-Securitas-Agentin noch 2008 aktiv bei Attac war! Manchmal ist Justizia tatsächlich nur auf einem Auge blind so  kam es am 24. und 25. Januar 2012 zur Verhandlung im Zivilverfahren. Der Prozess war öffentlich und  man erfuhr einiges über das Handeln von Nestlé und Securitas  gegenüber Attac. Das Urteil wird demnächst erfolgen.

„Es gibt kein Menschenrecht auf Wasser für Swimmingpool“ erklärte der
Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck und  wies am World Economic Forum in Davos die Kritik an seiner Wasserpolitik zurück. Ja, es gibt ein Menschenrecht auf Gewinnmaximierung und wenn dabei die Welt verdursten würde!