1Deportation Airlines am Valentins-Tag:
Über 100 Menschen protestieren auf dem Düsseldorfer Flughafen gegen Sammelabschiebung nach Serbien

Ganz in der Tradition vom März 1999, als deutsche Flugzeuge im Namen der Menschenrechte Leid, Trauer und Tod nach Serbien brachten, startete auch am Valentinstag eine Sondermaschine von „Deportation Airlines“ von Düsseldorf in das eisige Belgrad. Keiner von den über 65 Fahrgästen, unter ihnen 23 Kinder, reiste freiwillig mit.


Auch Frau K. war an Bord. Frau K. ist eine ältere Frau. Vor nicht all zu langer Zeit hatte sie einen Schlaganfall erlitten, sie leidet an Diabetes und kennt in Serbien niemanden. Bis zu ihrer Abschiebung am Valentinstag saß sie in Abschiebehaft in Büren. Sie saß im Gefängnis, nicht weil sie etwas verbrochen hatte, sondern weil die Abschiebehaft der Polizei das Leben leichter macht. Trotz einer Bitte des Petitionsausschusses, Frau K. noch nicht abzuschieben, hatte die Ausländerbehörde die Abschiebung verfügt, ein Arzt Frau K. die Reisefähigkeit bescheinigt. Niemand weiß, was Frau K. im eiskalten Serbien erwartet.

2Für den Düsseldorfer Flughafen war die Abschiebung „business as usual“, auf den elektronischen Anzeigetafeln fand sich der für 12:00 Uhr angesetzte Flug Nr. AB1008 zwischen Flügen nach Antalya und Berlin-Tegel. Als Gate war „F“ angegeben, was wohl „Frontex“, die europäische Organisation für Abschiebung & Abschottung, meinen sollte.

Und wie schon vor einer Woche hatten sich auch an diesem Dienstag wieder über hundert Menschen auf dem Düsseldorfer Flughafen eingefunden, um gegen die Abschiebung zu demonstrieren. Frauen von der Diakonie waren genauso da wie Autonome, die LandesschülerInnenvertretung, LINKE vom Landesvorstand und der Landtagsfraktion und den Düsseldorfer „Müttern für den Frieden“. Deren Sprecherin, Barbara Gladysch, konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wie häufig sie gegen Abschiebungen protestiert hatte. „Manchmal war es sogar möglich, dass wir den Flüchtlingen noch Schokolade oder andere Lebensmittel mit auf den Weg geben konnten“ erinnert sich die langjährige Düsseldorfer Friedensaktivistin.

Die protestierende Kolonne zog durch Halle B des Düsseldorfer Flughafens, immer begleitet von zahlreichen Polizisten. Die RednerInnen und die Samba-Band übertönten alle anderen Durchsagen. Reisende, die an den Schaltern auf Ihren Boarding Pass warteten, wirkten betroffen, als die Landtagsabgeordnete Anna Conrads von Frau K. erzählte.

3„23 Plätze in Nordrhein-Westfalens Schulen sind heute verwaist“, berichtete ein Redner. „Heute Morgen um 6:00 Uhr wurden auch diese 23 Kinder geweckt, man gab ihnen und ihren Eltern nur wenige Minuten Zeit, um ihre Koffer zu packen. Anstatt in die Schule zu gehen, wurden die Kinder, die besser deutsch als serbisch sprechen, in das Flugzeug gesetzt. Sie müssen in ein Land, das sie kaum kennen.“

Die Demonstranten sind wütend auf die rot-grüne Landesregierung, die die politische Verantwortung für diese Abschiebungen trägt. Nicht einmal einen Wintererlass habe die Landesregierung für Flüchtlinge aus Serbien gemacht, kritisieren die Initiativen. Lediglich besonders schutzbedürftige Angehörige von Minderheiten werden nicht abgeschoben.

Am 31. März soll die nächste Sammelabschiebung vom Düsseldorfer Flughafen stattfinden, dieses Mal nach Mazedonien. Flüchtlingsinitiativen mobilisieren schon heute für diesen Tag.


Weiterführende Links:
http://abschiebestop.blogsport.de/
https://moveandresist.wordpress.com/
http://www.gegenabschiebehaft.de/hfmia/
http://www.romev.de/