Grossfeuer in Angarsker Petrochemiefabrik
von Bernhard Clasen
Russische Kleinstadt am Baikal-See beherbergt auch deutschen Atommüll
Mehr als 24 Stunden brauchten 134 Feuerwehrleute in Angarsk am Baikal-See, um den Brand eines Öltankes zu löschen. Dies berichten die russische Nachrichtenagentur „Interfax“ und die Angarsker Zeitung „Vremja“.
Die 5-Tausend Kubikmeter Öl fassende Zisterne im Petrochemiewerk von Angarsk (ANChK) war zu 60% gefüllt, als sie am Mittwoch aus
noch ungeklärten Gründen Feuer fing. Sofort wurden alle im Gebiet Irkutsk verfügbaren Feuerwehreinheiten herbeigerufen, um den Brand zu löschen. Einfach war dies nicht. Der Brand in dem Chemiewerk hatte die Gefährlichkeitsklasse 4 (von 5 möglichen).
Und als die Feuerwehrleute mit der Arbeit beginnen wollten, stellte sich heraus, dass das Werk ausgerechnet an Brandschutzvorrichtungen gespart hatte. Den Rettern stand nicht genügend Wasser zur Verfügung, die Zufahrten waren teilweise nicht befahrbar. So musste ein Großteil des erforderlichen Löschwassers per LKW herangefahren werden. In aller Eile wurden Zäune eingerissen, um eine provisorische Wasserleitung zu legen. Auch Schaumlöschgeräte waren nicht genügend vorhanden, so dass man in anliegenden Fabriken einige davon organisieren musste.
Wütend fragt sich die Angarsker Journalistin Anastasija Kurmasowa, warum sich eigentlich nicht die Staatsanwaltschaft für die Frage interessiert, wie dieses Werk eine Betri- ebsgenehmigung erhalten konnte.
Die Rettungsmannschaften hatten Glück. Am zweiten Tag drehte sich der Wind und die Gefahr einer Entzündung der anliegenden Ölzisternen scheint erst einmal abgewehrt.
Sofort nach Bekanntwerden der Katastrophe machte sich der psychologische Dienst des russischen Katastrophenministeriums auf den Weg in die angrenzenden Häuser, beruhig- te die Bevölkerung, um so einen Ausbruch von Panik zu vermeiden.
Eigentlich war die Katastrophe absehbar. Nach Angaben des russischen Katastrophen- ministeriums hatten Prüfungen der petrochemischen Fabrik von Angarsk in der Vergang- enheit ergeben, dass diese gegen die Feuerschutzbestimmungen verstießen. Vor einem Monat hatten die Behörden festgestellt, dass von 6 dokumentierten Verletzungen der Feuerschutzbestimmungen lediglich 3 behoben worden seien. Im August 2012 war das Werk wegen Verletzungen der Feuerschutzbestimmungen zu einer Zahlung von 150 Tausend Rubel, umgerechnet etwa 3500 Euro, verurteilt worden.
In Angarsk lagert auch deutscher Atommüll.
Der Brand in dem Petrochemiewerk von Angarsk wirft erneut die Frage der Sicherheit des in Angarsk lagernden deutschen Atommülls der Firma 'URENCO' auf. Russische Um- weltschützer hatten berichtet, dass dieser in teilweise rostenden Fässern unter freiem Himmel lagern würde.
Wie ist es eigentlich um die Feuerschutzbestimmungen im Angarsker Elektrolysewerk, wo der deutsche Atommüll von 'URENCO' lagert, bestellt? Erliegt man dort nicht vielleicht auch der Versuchung, lieber 3500 Euro Geldstrafe zu bezahlen als in weitaus teurere Brandschutzmaßnahmen zu investieren? Ist man dort auf einen Brand vorbereitet? Wird dem Umstand Rechnung getragen, dass Uranhexafluorid mit Wasser nicht gelöscht wer- den darf? Ist man dort mit ausreichend CO2-Löschmittel ausgestattet?
Mit diesen Fragen dürfte der deutsche Lieferant, die 'URENCO', wahrscheinlich genauso überfordert sein wie die deutsche Genehmigungsbehörden und der russische Atomkon- zern „Rosatom“, der nun der strahlende Besitzer unseres Atommülls ist.
Russische Informationen mit Photos zu dem Feuer von Angarsk:
http://angvremya.ru/crime/26056-neft-v-megete-tushili-bolshe-sutok.html
www.interfax.ru/russia/txt.asp?id=324718
Angarsk- Grossfeuer in Petrochemiefabrik
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